Thursday, October 26, 2006

"Reicht ein Neurologe?"

Das war die erste Frage, die Foreman stellte, als ich von meiner Verabredung mit House nach Hause kam und meine Jacke an der Garderobe aufhängte.
"Reicht ein Neurologe für was?" gab ich zurück.
"Für deine Wundversorgung. Für was sonst?"
Ich betrat das Wohnzimmer und stellte mich vor die Couch. "Sehe ich aus, als ob ich die nötig hätte, hm?"
Foreman, der mit angezogenen Beinen auf meinem Sofa hockte und den Laptop auf seinen Knieen abgestellt hatte, sah zu mir auf. "Nein, komischerweise nicht. Du bist zwar etwas bleich um dein Stupsnäschen, aber ansonsten siehst du gut aus. Wie war's?"
"Oh, wir hatten viel Spaß," grinste ich und ging in die Küche, um mir ein Bier zu holen. "House und ich waren zuerst im Kino und dann in dieser neuen Bar."
"Im Kino?!? Ihr beide?!?"
"Ja. Und zwar in 'Invasion of the Body Snatchers'."
"Ohhh Gooottt..." Foreman legte den Kopf in den Nacken und seufzte gequält. "Hat er etwa auch ein Faible für diese grottigen B-Horror-Movies?"
"Ganz genau", Ich hatte in der Zwischenzeit meine graue Trainingshose angezogen und quetschte mich neben Foreman auf die Couch. "Mach Platz!"
"Wie kann man sich so etwas freiwillig anschauen?!?"
"Anders gefragt: Warum muss für dich jeder Film anspruchvoll sein? Und außerdem," Ich trank einen Schluck Bier und grinste. "ergibt 'Invasion of the Body Snatchers' genausoviel Sinn wie 'Final Destination'."
"'Final Destiation' ist einer der besten Filme, die ich seit langem gesehen habe! Und damit kein B-Movie!" beharrte Foreman. "Denn seither wissen wir: Der Tod hat einen Plan!"
"Wenn das stimmen würde, müssten wir unseren Job an den Nagel hängen, Foreman."
Foreman überlegte kurz. "Scheiße... Du hast recht... Egal. Wie war's in der Bar?"
"Witzig. Wir haben Burger gegessen, Mojitos getrunken und uns unterhalten. Unter anderem über B-Movies und die neuen Entchen. House glaubt, dass Dorian und Reid was aushecken. Und er will ihnen keine Gelegenheit dazu geben. Deshalb hat er vorgeschlagen, dass wir mal alle zusammen weggehen."
Foreman guckte mich mit einem ungläubigen Blick an. "Was war los heute? Wird er sozial? Ich meine, er macht den Vorschlag, dass wir zusammen ausgehen, er hat dir keinen körperlichen Schaden zugefügt, er..." Foreman betrachtete seinen Labtop und schluckte. "hat seit Neustem ein Liebesleben..."
"Echt? Steht was über ihn und Wilson in seinem Blog?"
"Jap. Ist schön geschrieben. Sehr detailliert und dennoch jugendfrei."
Ich grinste und lehnte mich zurück. Während ich so die Zimmerdecke betrachtete, sagte ich: "Danach hat er mich auch gefragt. Nach meinem Liebesleben."
"Und was hast du ihm geantwortet?"
"Dass ich auch nicht wüsste, woran es liegt, dass ich keinen Sex habe."
"Und das hat er dir geglaubt?"
Ich zuckte die Schultern.
Foreman betrachtete mich schon wieder mit seinem Neurologenblick. "Ich glaub's dir nicht..."

"Möchtest du noch ein bißchen bei mir wohnen?" fragte ich ihn.
"Ja..."
"Dann wechsel jetzt das Thema..."
"Okay", Foreman hob beschwichtigend die Hände. "Also, euer Abend war nett. Das klingt irgendwie... unglaublich..."
"Das Ende", antwortete ich. "war nicht ganz so nett. House hat einem Typen mit seinem Stock die Nase gebrochen."
"Er hat WAS?!? Und warum?!?"
"Weil der Typ... dieses Arschloch... gerade dabei war, Dr. Wilson zu verprügeln."
"Dr. Wilson? Unser Dr. Wilson? Was hat er in der Bar gemacht?"
"Er war mit einem Bekannten dort. Und dann sind die beiden irgendwie in eine Schlägerei geraten. Und House hat sie gerettet."
Fassungslos schüttelte Foreman den Kopf. "Wo wart ihr? In der Bronx?"
"Nein, 5th Avenue. In die Bronx hätte ich dich mitgenommen." Für diesen Kommentar bekam ich einen Schlag mit dem Sofakissen.
"Du", knurrte Foreman. "würdest in der Bronx keine fünf Minuten überleben, du katholischer Privatschüler!"
"Hey, ich konnte es mir genauso wenig aussuchen wie du, ja?"
Foreman und ich funkelten uns eine Sekunde lang an, dann begann er plötzlich zu lachen.
"Gibt's eigentlich auch Fotos von dir in Schuluniform?" wollte er wissen.
"Ja! Aber die werde ich dir garantiert nicht zeigen!" Ich stand auf. "Und jetzt geh ich ins Bett. Alleine."
Foreman grinste. "Das ist deine Entscheidung. Good fight - good night!"

10 comments:

Dr. Gregory House said...

Ich werde schon so ein Foto von Ihnen in Schuluniform auftreiben.
Und wenn ich es habe, werde ich es in meinem Blog veröffentlichen.
Und ans schwarze Brett in der Eingangshalle heften...
Es sei denn....es sei denn...Sie sagen mir, was das "s..."-Wörtchen bedeutet.

Ist es nicht deprimierend, dass keiner glauben will, dass wir wirklich Spaß hatten?

Dr. James Wilson said...

Ob ich wohl auch jugendfrei schreibe? Was meinst du, Greg?

Dr. Gregory House said...

Auf jeden Fall...
Ganz reizend. :-)

Dr. James Wilson said...

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Entlein sich nicht trauen bei mir zu kommentieren. Komischerweise tun sie das bei dir - vielleicht weil sie deinen Spot gewöhnt sind?

Dr. Gregory House said...

Vielleicht bist du einfach zu nett. Das kennen sie nicht.

Dr. James Wilson said...

Ich bin doch immer nett - meistens...

Aber vielleicht sollte mal etwas unhöflicher werden.

Dr. Eric Foreman said...

Psssttt... Ich hab Ihnen doch mal verraten, was das 's...'-Wörtchen bedeutet. Nämlich: SÜSS!
Aber das würde Chase Ihnen nie sagen, weil er befürchtet, dass Dr. Wilson ihm dafür... na, sagen wir mal... weh tut.

Dr. Eric Foreman said...

Und an Dr. Wilson: Bleiben Sie bitte so, wie Sie sind!

Dr. Gregory House said...

SÜSS?
Ach du liebe Güte, war das tatsächlich Ihr Ernst?
Wieso hatte er denn da schon Angst, dass James ihm wehtut?

James, wenn Du unhöflich wirst, nimmt dir das ohnehin keiner ab. Also...ich schließe mich Foreman an.

Dr. James Wilson said...

Süss?

Ah ja ...