Friday, November 03, 2006

Hausbesuch mit Hindernissen

Alsooo...
Hallo Dr. Wilson! Hallo Dr. House!
Vielen Dank für Ihre Einladung, das Wochenende mit Ihnen in Canada zu verbringen, falls bei dem Hausbesuch etwas schief laufen sollte und wir kurzfristig dazu gezwungen wären, die Stadt zu verlassen.
FOREMAN UND ICH SIND UNTERWEGS!!!
Denn... entgegen unserer Erwartung ging bei dem Hausbesuch etwas schief und wir sind kurzfristig dazu gezwungen, die Stadt zu verlassen!

Dabei waren wir so gut vorbereitet! Foreman und ich hatten uns komplett schwarz angezogen, die Mappe mit Allenby's Untersuchungsergebnissen mitgenommen und "den Lupus" dabei. Außerdem lagen im Kofferraum meines kleinen silberfarbenen Flitzers unsere zwei gepackten Reisetaschen, für den Fall, dass… na, Sie wissen schon…
Wir fuhren also los und nach einer zwanzigminütigen Fahrt parkte ich möglichst unauffällig vor dem Haus mit der Nummer 112. Foreman und ich konnte uns düster daran erinnern, dass Allenby im Erdgeschoss wohnte. Er schien auch zuhause zu sein, was wir von dem Licht, dass aus dem Wohnzimmerfenster leuchtete, ableiteten. Im Flur lauschten wir erst einmal an der Tür und hörten gedämpfte Stimmen und ein leises Kichern aus dem Wohnungsinneren. Allenby war offensichtlich nicht alleine, aber mit Mr. "Ich-sehe-aus-wie-Ben-Afflek" würden Foreman und ich auch noch fertig werden.
Foreman knackte leise das Schloss der Wohnungstür und stieß mit der Hand dagegen. Nur leider offensichtlich ein bisschen zu fest, denn die Tür schwang auf und krachte mit voller Wucht gegen die Wand. Wir guckten uns an und seufzten. Unser unauffälliger Auftritt war wesentlich weniger unauffällig als geplant. Aber, hey, normalerweise machen wir Hausbesuche, wenn niemand zu Hause ist! Dass das Türschloss gerade von uns geknackt worden war, blieb natürlich nicht unbemerkt. Aus dem Wohnzimmer hörte man einen kurzen und hellen Aufschrei, ein Glas klirrte und dann tapsten mehrere Füße in großer Eile über den Teppichboden. Dann war Ruhe.
Foreman und ich betraten langsam den Flur und linsten um die Ecke ins Wohnzimmer. Dort war niemand zu sehen.
Wir gingen ein Stück ins Wohnzimmer hinein und lauschten. Ein sehr leises und krampfhaft unterdrücktes, stoßweises Atmen drang hinter der Couch hervor.
"Maus, Maus, komm heraus, sonst kratz ich dir die Augen aus", flüsterte ich.
Kinderreime verfehlen nie ihre Wirkung, das weiß ich aus diesen B-Horror-Movies. Hinter dem Sofa erklag wieder ein kurzer Schrei, der offensichtlich sofort von einer Hand erstickt wurde und in einem "Umpf" endete. Foreman bedachte mich mit einem Blick, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Was soll ich sagen? Es machte Spaß, einmal das Image des Schönlings abzulegen und den Psychokiller zu spielen.
Ich griff in meine Jackentasche und nahm die Spritze mit dem Blut heraus.
"Okay", begann ich. "Sie wissen, was Sie getan haben! Und spätestens jetzt wissen Sie auch, dass ich Ihr Verhalten ausgesprochen persönlich nehme! Sie sind nämlich unter anderem Schuld an meinem Nervenzusammenbruch! Und das lasse ich mir nicht bieten! Also, kommen Sie jetzt hinter der Couch hervor! Ich verspreche Ihnen auch, dass die Schmerzen, die ich Ihnen bereiten werde, auszuhalten sind!"
"Wow!" raunte Foreman mir zu. "Beeindruckend."
"Danke", grinste ich.
Das stoßweise Atmen hinter dem Sofa schien sich langsam zur Hyperventilation zu steigern. Wenn wir nicht bald etwas unternahmen, würde Allenby ohnmächtig werden und dann durften wir ihn erst mal wiederbeleben. Super!
Foreman legte den Kopf in den Nacken und sagte in einer etwas höheren Lautstärke: "Wir zählen bis drei. Und wenn Sie dann nicht freiwillig heraus kommen, werden wir Sie HO-LEN! Eins… Zwei…"
"Okay, okay, okay", erklag ein zittriges Stimmchen.
Foreman und ich schauten uns an und runzelten die Stirn. Diese Stimme kam uns sehr bekannt vor. Aber sie gehörte definitiv nicht zu Allenby!

Zwei kleine Hände mit kurzen rot lackierten Fingernägeln schoben sich über die Rückenlehne der Couch und nach und nach kam auch der Kopf zum Vorschein. Foreman und mir starrten zwei riesengroße grüne und vor Schreck geweitete Augen entgegen, umrahmt von einer wilden Mähne brandroter Locken.
Foreman klappte der Unterkiefer herunter. Auch ich hatte nicht besonders viel zu sagen, abgesehen von "MISS GRANGER?!?"
Ginger räusperte sich und schluckte. "Hi, Dr. Foreman. Hi, Dr. Chase." Sie sah von einem zum anderen. "Tut mir leid, ehrlich!"
"Was… tut… Ihnen… leid?" fragte Foreman, der offensichtlich verzweifelt versuchte, irgendeine logische Schlussfolgerung aus den Geschehnissen zu ziehen und sich vermutlich gleichzeitig fragte, wie viele Chancen er jetzt noch bei der rothaarigen Psychopathin hatte.
"Das mit Dr. Chase", Ginger knabberte an ihrem Damennagel und guckte mich an. "Ich wollte doch nicht, dass… dass…" Die grünen Augen füllten sich mit Tränen. "dass meine tagtäglichen Sticheleien an Ihrem Nervenzusammenbruch mit schuld sind! Wirklich nicht!"
Foreman und ich starrten uns fassungslos an. Wir waren absolut hilflos!!!
Dann hatte Ginger die Spritze in meiner Hand entdeckt und brach in einen hemmungslosen Weinkrampf aus. "OH MEIN GOTT!!!" schluchzte sie. "SIE HABEN EINE SPRITZE MITGEBRACHT!!! UND SIE WISSEN GENAU, DASS ICH EINE SPRITZEN-PHOBIE HABE!!! VERMUTLICH WOLLEN SIE MIR DAMIT SCHRECKLICH WEH TUN!!!"
Was?!? Also, diese Sache begann vollkommen aus dem Ruder zu laufen!!!
Aber die absolut beste Stelle kam noch. Das war nämlich die, an der Dr. Dorian und Dr. Reid hinter der Couch hervor kamen und sich Foreman und mir (naja, seien wir mal schmeichelhaft und sagen mutig) entgegen stellten.
"Bevor Sie Miss Granger etwas antun", sagte Dr. Dorian zu mir und zitterte wie Espenlaub. "müssen Sie an uns vorbei."
Während ich Dr. Dorian anstarrte und mich nicht entscheiden konnte, ob sein Verhalten von wahrem Heldentum zeugte oder er einfach nur lebensmüde war (ich bitte Sie – welche Chance hat durchschnittlicher Internist gegen einen verdammt gut aussehenden Intensivmediziner?!?), ergriff Foreman das Wort.
"Niemand von uns… hat vor,… Miss Granger… etwas anzutun", stellte er mit einer etwas stockenden Stimme klar. "Die Spritze… ist für Allenby gedacht. Wo ist der überhaupt? Und was tun Sie hier?"
"Dr. Allenby ist nicht da", schniefte Miss Granger. "Und wir sind hier eingebrochen. Wir waren auf der Suche nach seinen Drogen. Einfach so. Aus Neugier."
"Brechen Sie öfter mal aus Neugier in fremde Wohnungen ein?!?" japste ich.
"Stürmen Sie öfter mal fremde Wohnungen wie 'Mike Mendez Killers'?!?" gab Dr. Dorian trocken zurück.
"Wir dürfen das", knurrte ich. "Sie nicht! Also… wo ist Allenby."
Ginger wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und reichte uns ein Blatt Papier. Es war ein Kontoauszug von Allenby.
"Er hat sich vor zwei Tagen ein Flugticket nach Canada gekauft", erklärte sie. "Und per Kreditkarte bezahlt. Den Kontoauszug haben wir gerade eben gefunden. Als wir hier ankamen, wussten wir nicht, dass er schon weg ist. Wir sind auf gut Glück eingestiegen."
Shit! Das hatte uns gerade noch gefehlt!
"Okay!" rief Foreman. "Chase und ich machen uns sofort auf den Weg nach Canada! Wir können uns nämlich denken, wo Allenby abgestiegen ist! Sie gehen morgen ganz normal zur Arbeit und machen keinen Ärger, klar? Und über Einbrüche in fremde Wohnungen und die Suche nach bewusstseinserweiternden Substanzen unterhalten wir uns mal am Montag!"
Ginger, Dr. Dorian und Dr. Reid nickten kleinlaut.
Wir waren schon fast aus der Tür draußen, als Foreman sich noch einmal umdrehte. "Miss Granger?"
"Ja?" fragte Ginger, unsicher darüber, was jetzt noch passieren konnte.
Foreman zögerte einen Augenblick, dann ging er zu ihr hin und nahm ihr Gesicht in beide Hände. "Es tut mir leid, dass wir Sie so erschreckt haben", sagte er sanft und küsste sie auf den Haaransatz.
Ginger stand mit offenem Mund da, Dr. Reid und Dr. Dorian ebenfalls. Ich glaube, jetzt halten sie uns für vollkommen durchgedreht.
Aber wir hatten keine Zeit darüber nachzudenken, denn wir mussten uns auf dem schnellsten Weg zum Flughafen machen, um die letzte Maschine nach Canada zu erwischen.

Das haben wir auch geschafft. Wenn alles gut geht, wir einen Mietwagen bekommen und den Weg finden, werden wir Sie um 4.00 Uhr morgens aus dem Bett klingeln, Dr. House und Dr. Wilson!
Also, machen Sie die Tür auf, ja?
Wir bringen auch Bagles mit!

1 comment:

Dr. Gregory House said...

Danke für die Bagles.
Und danke für Ihre Unterstützung, ich weiss das wirklich zu schätzen.
ABER ich würde schon gerne mein eignes Handtuch benutzen und nicht das von Foreman....