Nachdem Foreman gelacht und das Kissen nach mir geschmissen hatte, stand ich auf und tapste zuerst mal ins Bad.
"Oh Gott", dachte ich, als ich mein Gesicht im Spiegel sah. "The return of the living dead!" Das war wohl etwas zu oft "Where the wild roses grow" und etwas zuviel Geheule gewesen…
Und wer sich jetzt fragt, wie ich ausgerechnet auf "Where the wild roses grow" gekommen bin, dem kann ich nur sagen, dass es an diesem Abend für mich einfach gepasst hatte. Ich hab mir während dem Lied die ganze Zeit vorgestellt, dass Foreman Nick Cave ist und ich Kylie Minogue, und dass er mich an einem Flussufer mit einem Stein erschlägt. Umgeben von wilden Rosen. Man könnte sagen, es war eine Art von romantischer Todessehnsucht. Und wenn ich mir meiner Kopfschmerzen bewusst wurde, so wie in diesem Moment, dann fragte ich mich ernsthaft, ob das mit Foreman und dem Stein vielleicht gar nicht so weit hergeholt war…? Aua!
"Sag mir bitte Bescheid, bevor du umkippst, ja?" hörte ich Foreman’s Stimme aus dem Schafzimmer.
"Ich kippe nicht um!" rief ich zurück und war mir auch dieser Sache überhaupt nicht so sicher. Tatsache war, ich fühlte mich an diesem Morgen nicht wie eine von House’s Entchen, sondern eher wie ein frisch geschlüpftes Küken, das sich bei seinen ersten Gehversuchen auf dem Bauch ablegt.
Bis in die Küche, schaffte ich es trotzdem. Ich schaffte es sogar, mir eine Tasse Kaffee einzuschenken und damit ins Schlafzimmer zu Foreman zurückzukehren.
Was tat Foreman eigentlich in meinem Schlafzimmer…? Ach ja, er hatte darauf gewartet, dass ich nach 12 Stunden aufwache. 12 Stunden Schlaf… Und ich fühlte mich immer noch müde… Todmüde. Lebensmüde. Hmpf.
Ich setzte mich aufs Bett und kuschelte mich unter die Decke. Der Drang, wieder die Augen zu schließen und einzuschlafen, war stärker als an einem Montag Morgen nach einem freien Wochenende. Aber ich kann nicht einschlafen, wenn mich jemand beobachtet. Und beobachtet wurde ich definitiv.
"Wie fühlst du dich?" fragte Foreman.
Ich zupfte an der Bettdecke und versuchte die richtigen Worte zu finden. "Erleichtert", meinte ich. "Und deprimiert. Und frustriert. Und durchschaut. Ängstlich. Aufmüpfig. Melancholisch. Müde. Ich muss schon wieder aufs Klo. Und ich hab Hunger."
"Soll ich dir was zum Essen machen?"
Ich drehte mich zu Foreman um und sah ihn entsetzt an. "Du willst mir was zum Essen machen? Du hast von Kochen soviel Ahnung wie House vom Hühnerzüchten!"
"Einen Toast krieg ich hin!" erwiderte Foreman giftig.
Ich nickte. "Toast klingt gut."
Ein paar Minuten später saß ich mit Foreman in meiner Küche und hatte meinen Toast.
"Wie soll’s jetzt weitergehen?" fragte ich, obwohl ich die Antwort eigentlich nicht hören wollte.
"Naja", antwortete Foreman. "Wenn wir morgen früh wieder im PPTH sind, zapfe ich dir erst mal ein paar Röhrchen Blut ab und überprüfe diverse Hormonwerte. Und gegen Ende der Schicht hab ich ein EEG bei dir geplant. Damit können wir ausschließen, dass deine Depressionen nicht körperlich bedingt sind. Tja, und dann überlege ich mir eine hübsche kleine Droge für dich."
Ich verschluckte mich fast an meinem Toast. "Die Blutentnahme kannst du machen, wenn’s unbedingt sein muss. Aber das EEG? Ist das wirklich notwendig?"
Foreman grinste amüsiert. "Was hast du gegen das EEG? Ginger würde ein EEG einer Blutentnahme jederzeit vorziehen."
"Ginger hat Angst vor Nadeln", knurrte ich. "Ich habe Angst um meine Haare! Du gehst mit dem verdammten Elektroden-Gel nämlich nicht gerade sparsam um!"
Foreman griff nach meiner Hand und tätschelte sie beruhigend. "Du wirst es überleben, glaub’s mir!"
"Weißt du", Ich sah ihn stirnrunzelnd an. "Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass dir meine Behandlung verdammt viel Spaß macht."
Foreman zog es vor, auf diese Bemerkung nicht zu antworten. Er saß bloß da, trank seinen Kaffee und grinste in sich hinein.
Den Rest des Tages war mit mir nicht viel anzufangen. Foreman und ich lungerten fast ausschließlich auf der Couch herum.
Am Nachmittag stellte ich mich unter die Dusche, frisierte vielleicht zum letzten Mal meine Haare, setzte mich ins Auto und fuhr zu House. Ich wollte ihm einen kleinen Krankenbesuch abstatten und brachte ihm zur Aufmunterung ein paar Sonnenblumen mit. Er hat sich richtig darüber gefreut.
Auf der Heimfahrt kam mir der Gedanke, dass wir diesen ganzen Schlamassel einzig und alleine Dr. Allenby zu verdanken hatten. Durch seine versuchte Vergewaltigung (das muss man sich mal vorstellen!) hatte er House nicht nur traumatisiert, sondern auch dafür gesorgt, dass ich einen kleinen Nervenzusammenbruch hatte und Foreman sich jetzt als mein behandelnder Arzt schimpfte. Nicht, dass ich was gegen Foreman als Arzt hätte… Aber den Nervenzusammenbruch nahm ich persönlich. Sehr persönlich… Den Zeitpunkt, wann ich einen Nervenzusammenbruch bekam, wollte ich schon selbst bestimmen und nicht durch Allenby bestimmen lassen. Aus Rache würde ich jetzt für einen Nervenzusammenbruch bei Allenby sorgen. Mittels Hausbesuch.
Foreman wollte von dieser Idee zuerst überhaupt nichts hören und meinte, jetzt hätte ich vollkommen den Verstand verloren. Aber ich textete ihn den ganzen Abend fast ununterbrochen zu und beharrte darauf, dass ich den Hausbesuch bei Allenby machen müsste, um mich besser zu fühlen. Irgendwann wurde Foreman weich. Und spätestens als ich meinen 'Ich-bin-ein-kleiner-Hund-den-jemand-am-Straßenrand-ausgesetzt-hat'-Blick aufsetzte und ein halb ersticktes "Bitttääääää!" von mir gab, hatte ich ihn soweit.
"Okay, okay, okay!" rief er und hob beschwichtigend die Hände. "Du kriegt deinen Hausbesuch! Und jetzt hör mit deinem Hundeblick auf, bevor ich anfange zu heulen, klar?"
Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück und grinste selbstzufrieden in mich hinein.
Foreman ging kopfschüttelnd in die Küche und brachte mir eine Tasse Tee. Seit Neustem kochte er mir abends immer Tee. Ich weiß auch nicht, warum. Aber ich hatte dieses kleine Ritual lieb gewonnen. Das Einzige, was mich etwas wundert, ist, dass dieser Tee nach gar nichts schmeckt. Und dass man nach der halben Tasse das Gefühl bekommt, dass der Kopf mit Wattebällchen gefüllt ist. Tja, und dann… wird alles schwarz…
"Oh Gott", dachte ich, als ich mein Gesicht im Spiegel sah. "The return of the living dead!" Das war wohl etwas zu oft "Where the wild roses grow" und etwas zuviel Geheule gewesen…
Und wer sich jetzt fragt, wie ich ausgerechnet auf "Where the wild roses grow" gekommen bin, dem kann ich nur sagen, dass es an diesem Abend für mich einfach gepasst hatte. Ich hab mir während dem Lied die ganze Zeit vorgestellt, dass Foreman Nick Cave ist und ich Kylie Minogue, und dass er mich an einem Flussufer mit einem Stein erschlägt. Umgeben von wilden Rosen. Man könnte sagen, es war eine Art von romantischer Todessehnsucht. Und wenn ich mir meiner Kopfschmerzen bewusst wurde, so wie in diesem Moment, dann fragte ich mich ernsthaft, ob das mit Foreman und dem Stein vielleicht gar nicht so weit hergeholt war…? Aua!
"Sag mir bitte Bescheid, bevor du umkippst, ja?" hörte ich Foreman’s Stimme aus dem Schafzimmer.
"Ich kippe nicht um!" rief ich zurück und war mir auch dieser Sache überhaupt nicht so sicher. Tatsache war, ich fühlte mich an diesem Morgen nicht wie eine von House’s Entchen, sondern eher wie ein frisch geschlüpftes Küken, das sich bei seinen ersten Gehversuchen auf dem Bauch ablegt.
Bis in die Küche, schaffte ich es trotzdem. Ich schaffte es sogar, mir eine Tasse Kaffee einzuschenken und damit ins Schlafzimmer zu Foreman zurückzukehren.
Was tat Foreman eigentlich in meinem Schlafzimmer…? Ach ja, er hatte darauf gewartet, dass ich nach 12 Stunden aufwache. 12 Stunden Schlaf… Und ich fühlte mich immer noch müde… Todmüde. Lebensmüde. Hmpf.
Ich setzte mich aufs Bett und kuschelte mich unter die Decke. Der Drang, wieder die Augen zu schließen und einzuschlafen, war stärker als an einem Montag Morgen nach einem freien Wochenende. Aber ich kann nicht einschlafen, wenn mich jemand beobachtet. Und beobachtet wurde ich definitiv.
"Wie fühlst du dich?" fragte Foreman.
Ich zupfte an der Bettdecke und versuchte die richtigen Worte zu finden. "Erleichtert", meinte ich. "Und deprimiert. Und frustriert. Und durchschaut. Ängstlich. Aufmüpfig. Melancholisch. Müde. Ich muss schon wieder aufs Klo. Und ich hab Hunger."
"Soll ich dir was zum Essen machen?"
Ich drehte mich zu Foreman um und sah ihn entsetzt an. "Du willst mir was zum Essen machen? Du hast von Kochen soviel Ahnung wie House vom Hühnerzüchten!"
"Einen Toast krieg ich hin!" erwiderte Foreman giftig.
Ich nickte. "Toast klingt gut."
Ein paar Minuten später saß ich mit Foreman in meiner Küche und hatte meinen Toast.
"Wie soll’s jetzt weitergehen?" fragte ich, obwohl ich die Antwort eigentlich nicht hören wollte.
"Naja", antwortete Foreman. "Wenn wir morgen früh wieder im PPTH sind, zapfe ich dir erst mal ein paar Röhrchen Blut ab und überprüfe diverse Hormonwerte. Und gegen Ende der Schicht hab ich ein EEG bei dir geplant. Damit können wir ausschließen, dass deine Depressionen nicht körperlich bedingt sind. Tja, und dann überlege ich mir eine hübsche kleine Droge für dich."
Ich verschluckte mich fast an meinem Toast. "Die Blutentnahme kannst du machen, wenn’s unbedingt sein muss. Aber das EEG? Ist das wirklich notwendig?"
Foreman grinste amüsiert. "Was hast du gegen das EEG? Ginger würde ein EEG einer Blutentnahme jederzeit vorziehen."
"Ginger hat Angst vor Nadeln", knurrte ich. "Ich habe Angst um meine Haare! Du gehst mit dem verdammten Elektroden-Gel nämlich nicht gerade sparsam um!"
Foreman griff nach meiner Hand und tätschelte sie beruhigend. "Du wirst es überleben, glaub’s mir!"
"Weißt du", Ich sah ihn stirnrunzelnd an. "Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass dir meine Behandlung verdammt viel Spaß macht."
Foreman zog es vor, auf diese Bemerkung nicht zu antworten. Er saß bloß da, trank seinen Kaffee und grinste in sich hinein.
Den Rest des Tages war mit mir nicht viel anzufangen. Foreman und ich lungerten fast ausschließlich auf der Couch herum.
Am Nachmittag stellte ich mich unter die Dusche, frisierte vielleicht zum letzten Mal meine Haare, setzte mich ins Auto und fuhr zu House. Ich wollte ihm einen kleinen Krankenbesuch abstatten und brachte ihm zur Aufmunterung ein paar Sonnenblumen mit. Er hat sich richtig darüber gefreut.
Auf der Heimfahrt kam mir der Gedanke, dass wir diesen ganzen Schlamassel einzig und alleine Dr. Allenby zu verdanken hatten. Durch seine versuchte Vergewaltigung (das muss man sich mal vorstellen!) hatte er House nicht nur traumatisiert, sondern auch dafür gesorgt, dass ich einen kleinen Nervenzusammenbruch hatte und Foreman sich jetzt als mein behandelnder Arzt schimpfte. Nicht, dass ich was gegen Foreman als Arzt hätte… Aber den Nervenzusammenbruch nahm ich persönlich. Sehr persönlich… Den Zeitpunkt, wann ich einen Nervenzusammenbruch bekam, wollte ich schon selbst bestimmen und nicht durch Allenby bestimmen lassen. Aus Rache würde ich jetzt für einen Nervenzusammenbruch bei Allenby sorgen. Mittels Hausbesuch.
Foreman wollte von dieser Idee zuerst überhaupt nichts hören und meinte, jetzt hätte ich vollkommen den Verstand verloren. Aber ich textete ihn den ganzen Abend fast ununterbrochen zu und beharrte darauf, dass ich den Hausbesuch bei Allenby machen müsste, um mich besser zu fühlen. Irgendwann wurde Foreman weich. Und spätestens als ich meinen 'Ich-bin-ein-kleiner-Hund-den-jemand-am-Straßenrand-ausgesetzt-hat'-Blick aufsetzte und ein halb ersticktes "Bitttääääää!" von mir gab, hatte ich ihn soweit.
"Okay, okay, okay!" rief er und hob beschwichtigend die Hände. "Du kriegt deinen Hausbesuch! Und jetzt hör mit deinem Hundeblick auf, bevor ich anfange zu heulen, klar?"
Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück und grinste selbstzufrieden in mich hinein.
Foreman ging kopfschüttelnd in die Küche und brachte mir eine Tasse Tee. Seit Neustem kochte er mir abends immer Tee. Ich weiß auch nicht, warum. Aber ich hatte dieses kleine Ritual lieb gewonnen. Das Einzige, was mich etwas wundert, ist, dass dieser Tee nach gar nichts schmeckt. Und dass man nach der halben Tasse das Gefühl bekommt, dass der Kopf mit Wattebällchen gefüllt ist. Tja, und dann… wird alles schwarz…
No comments:
Post a Comment