Die Dunkelheit in meinem Kopf verschwand langsam, aber stetig. Trotzdem bereitete mir nichts größere Mühe, als die Augen aufzumachen. Für ein paar Sekunden verschwamm die Wirklichkeit - oder das, was ich dafür hielt - zu einem roten Nebel, dann nahm das Bild vor meinen Augen schärfere Konturen an. Ich lag in meinem Bett. Und starrte an die Decke. Eine Minute? Zwei Minuten? Keine Ahnung...
So fühlte es sich also an, wenn man einen Nervenzusammenbruch hatte. Eine Erfahrung, auf die ich gut und gerne verzichtet hätte.
"Ich bin Dr. Robert Chase", flüsterte ich. "27. Intensivmediziner am PPTH."
"Und ich bin Dr. Eric Foreman", hörte ich eine Stimme neben mir. "Ab heute Ihr behandelner Arzt."
Ich drehte den Kopf zur Seite und der plötzliche stechende Schmerz hinter meiner Stirn trieb mir die Tränen in die Augen. "Auuu..."
"Kommt vom Streß", meinte Foreman, der neben mir auf meinem Bett hockte und an einer Tasse Kaffee nippte. "Und vom Heulen. Aber ich war schon in der Apotheke und hab Aspirin besorgt."
"Wie lange sitzt du schon da?" fragte ich.
"Höchstens ein oder zwei Minuten", antwortete Foreman. "Ich dachte, nach zwölf Stunden Schlaf könntest du langsam aufwachen."
"Zwölf Stunden?" Ich schloß die Augen wieder und seufzte. "Das ist viel zu wenig."
"Du bist ein außergewöhnlicher Patient. Du verbindest Akzeptanz mit Verdrängung."
"Akzeptanz und Verdrängung von was?"
Foreman drehte sich zu mir und legte seine Hand auf meinen Kopf. "Einer Depression", sagte er sanft und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Seit wann?"
Ich nagte an meiner Unterlippe und dachte nach. "Seit zwei Monaten. Glaube ich zumindest."
Foreman nickte. "Kommt hin. Da ist die Sache mit Vogler passiert."
"Und seit wann weißt du es?" wollte ich wissen.
"Och, noch nicht lange", Foreman trank einen Schluck Kaffee und grinste. "Ungefähr seit drei Wochen."
"Seit drei Wochen?!?"
"Japp. Und zwar seit dem Tag, an dem House dich zur Recherche in den Knast geschickt hat. Du sagtest zu ihm: 'Wollen Sie mich jetzt komplett deprimieren?' Da hat es bei mir Klick gemacht und dein ganzes Verhalten ergab einen Sinn."
Ich starrte Foreman fassungslos an.
"Den Anfang machte Vogler", erklärte Foreman. "Du standest unter Druck und hattest Angst um deinen Job. Also hast du dich auf einen Deal eingelassen. Daraufhin schrieb House dich auf seine Abschussliste. Du standest noch mehr unter Druck und hattest noch mehr Angst um deinen Job. Du wolltest bei Cameron landen, um dir sicher zu sein, dass du deinen Charme noch nicht verloren hast und ein Stück deiner Normalität zurück zu gewinnen. Hat aber nicht geklappt. Bei der betriebsärztlichen Untersuchung warst du emotional bereits abgestumpft und hast mit Entsetzen festgestellt, dass Schmerz das Einzige ist, was du noch fühlst. Daraufhin hast du die Affäre mit Dr. Bell beendet. Sex bringt dir nichts mehr, weil du nichts mehr dabei empfindest. Dann kamen die Neuen und die Angst um deinen Job wurde stärker denn je. Du dachtest, vielleicht könnte dich einer von Ihnen ersetzen. Mit Ginger standest du auch von Anfang an auf Kriegsfuß. Aber bei ihr aus anderen Gründen. Sie spricht dich emotional an. Als einzige Frau in deinem Umfeld. Und das verwirrt dich, weil du nicht weißt, warum. Du hast Panik, dass du dich in sie verlieben könntest, weil du mich damit verletzten würdest. Und das willst du auch nicht. Der Schock über den Vorfall mit Allenby war nichts weiter als ein Schock... aber mit allem zusammen genommen die letzte Instanz. Es war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Und dann bist du zusammen gebrochen. Du glaubst, versagt zu haben. Als Kollege, als Freund und... als Mann." Foreman holte Luft. "Das sind meine Theorien. Wieviel davon stimmt?"
"Alles." Komischerweise fühlte ich mich in diesem Moment seltsam erleichtert.
Foreman lächelte. "Ich glaube, da sind noch ein paar andere Dinge. Aber die finde ich nicht von alleine heraus, die musst du mir erzählen. Aber das brauchst du nicht jetzt zu tun."
"Ich will nicht in den 6. Stock...", meinte ich nach einer Weile.
Foreman schüttelte den Kopf. "Du kommst nicht in den 6. Stock. Du bist zwar eine harte Nuß, aber nichts, was ich nicht knacken könnte." Er grinste. "Du wirst sehen, dich kriegen wir wieder hin. Wäre doch schade, wenn die Frauen ohne deine Liebeskünste auskommen müssten."
Daraufhin warf ich ein Kissen nach ihm.
Foerman lachte und schmiß es zurück. "Siehst du? Meine Therapie wirkt schon!"
5 comments:
Ich wünsche Ihnen viel Spaß heute ...
Ich wusste nicht, dass es Ihnen so beschissen geht, Chase.
Ach was ich noch sagen wollte, richten Sie doch bitte unserem Freund schöne Grüße aus von mir.
Ein Teil von mir würde ja zu gerne dabei sein ...heute. Viel Vergnügen!
Und wenn Sie - vielleicht - das Wochenende aus der Stadt mal verschwinden müssen, ich schicke Ihnen eine Mail - Foreman!
Was redest du da eigentlich?
An Dr. House: Ich wusste selbst nicht, dass es mir so beschissen geht, bis Foreman mir mein ganzes Elend haarklein aufgezählt hat...
An Dr. Wilson: Den Spaß werden wir heute Abend haben...!
Post a Comment